Wir haben in unserer langjährigen Arbeit, wie viele andere linke Organisationen vor uns, gelernt, nicht darauf zu warten, bis "die Linke" diese Notwendigkeit erkennt und sich aktiv in solche Ar beit einklinkt.Hätten wir das getan, gäbe es die radikal schon lange nicht mehr.Und trotzdem, nun seid ihr alle gefragt.Ge rade jetzt kann es nicht darum gehen, angesichts der heftigen Repression gegen unser Projekt die Kritik unter dem Deckel zu halten.Es gibt einige Stellungnahmen zu den Angriffen, in denen erwähnt wird, daß "wir sicherlich Kritik haben an der ra dikal, aber das kann nichts daran ändern, sich dem Schlag ent gegenzusetzen".Wir haben den Satz schon so oft gelesen, daß wir dahinter einen fast eigentümlichen Abwehr-Reflex vermu ten, "nur nicht mit diesem anachronistischen Verein in einen Topf geworfen zu werden".
Wir bitten alle Kritikerlnnen, formuliert eure Kritik, schreibt uns, veröffentlicht eure Vorstellungen einer unkontrollierbaren Widerstandspresse.Kritik ist der Motor für Veränderung, und ehrlich gesagt lechzen wir danach, das uns andere mal die Mei nung geigen.Die radikal ist keine Zeitung, die nur dazu dient, konsumiert zu werden und sie kann natürlich nicht Diskussionen ersetzen, die woanders nicht geführt werden.Ob und wie die ra dikal längerfristig weitermachen wird, hängt nicht von der BAW und ihren Sokos ab, sondern davon, ob diese Zeitung gebraucht und unterstützt wird.Eine Solidarität, nur durch die Repression zustandegekommen, wird, davon müssen wir ausgehen, späte stens dann zusammenbrechen, wenn der Druck nachläßt. Schließlich geht es darum, "ein linkes Projekt zu verteidigen, das in seiner Organisationsform, seinen inhaltlichen Diskussio nen und der Haltung, militante Aktionen grundsätzlich zu befür worten, keinen Frieden mit diesem System geschlossen hat und versucht, den Kampfl dagegen in Form einer unzensierten Wi derstandspresse mitzutragen" (aus einem Diskussionspapier der Solibewegung)
"Wer macht eigentlich die Radikal?Diejenigen, die Berichte von ihrer letzten Antitfa-Aktion schicken.Oder jene, die mal eben 10 Zeitungen von hier nach dort bringen und in ihrem Freundlnnen-Kreis verteilen, oder vielleicht der, der ein paar dieser Berichte abschreibt und lay-outet, oder die, die dafür sorgt, dass nur ein einziges Exemplar durch die Mauern des Knastes dringt?Vielleicht meint die BAW ja auch die, die wo chenlang diskutieren, um lange Artikel in der radikal zu veröf fentlichen.Oder jene, die tagelang hinter der Druckmaschine stehen?" (aus unserem Flugblatt zu den Durchsuchungen)
Mit dieser Definition von Radikal-Macherlnnen wollten wir verdeutlichen, was eigentlich hinter der BAW-Konstruktion "kriminelie Vereinigung" steckt. Schnell kann jede und jeder zum Mitglied dieser Vereinigung werden, weil er oder sie sich nicht das Maul verbieten lässt und dafür sorgt, daß unliebsame Themen weiterhin geschrieben, gedruckt und verteilt werden. Alle, die eine dieser Aufgaben (wir hätten da noch ne ganze Latte mehr) übernommnen, tragen ein Stück Verantwortung für das Gesammtprojekt radikal.Logo, dass es da Unterschiede gibt. Wie in allen Bereichen des politischen Alltags stecken auch in die radikal die einen mehr, die anderen weniger Energie rein, übernehmen also in unterschiedlicher Intensität Verantwortung Und doch entspricht eine immer weitere Verteilung dieser Ver antwortung auf immer mehr Menschen einer Zielvorstellung, die wir über die Jahre irnmer wieder vor Augen hatten.Auch heute hängt die Zukunft der radikal davon ab, inwieweit mehr Men schen bereit sind, sich dieser Verantwortung zu stellen, wenn sie es ernst meinen mit der Notwendigkeit einer unkontrollierbaren Widerstandspresse.Diskutiert über Sinn und Zweck des Projek tes, überlegt euch wie ihr praktisch daf'ür sorgen könnt, daß die radikal immer mehr Menschen in immer mehr Regionen errei chen kann!